"Ich wollte es hassen": Porsche testet Fake-Schalter im E-Auto

Einige Autofans können mit Elektroautos nichts anfangen. Der Hauptgrund: Ihnen fehle es an Seele und Persönlichkeit. In der Folge oft genannt werden der fehlende Motorensound und kein mechanisches Feedback – einfach nur Strom und Stille.
Auch wenn hier viele Vorurteile im Umlauf sind und das nur auf einige Vertreter der vollelektrischen Riege zutrifft, haben Autobauer längst ein Mittel als Abhilfe entwickelt, das jetzt selbst Porsche in Betracht zieht: Software, die künstliche Gangwechsel simuliert. Wie künstlich kann Autofahren noch werden? Ist das Ende nah?

Porsche Taycan Turbo GT von 2025
Nein, ist es natürlich nicht. Aber selbst Porsche hat gemerkt, dass manche Fahrer ein wenig "Grobes" im Fahrerlebnis schätzen. Deshalb haben die Zuffenhausener einen Elektro-Prototypen gebaut, der Schaltwippen, künstlichen Motorsound und Fake-Schaltvorgänge kombiniert.
Getestet wurde das Ganze im März 2025 von Sascha Niesen, dem Leiter der Prototypenflotte bei Porsche. Seine ehrliche Reaktion gegenüber The Drive: "Ich wollte es hassen, weil es künstlich und fake ist und alles," sagte er – "aber am Ende hat es mir gefallen."
Für den künstlichen Sound hat Porsche die Klänge eines Cayenne-V8 aufgenommen und so modifiziert, dass der zu der Charakteristik eines E-Antriebs passt. Laut Niesen haben die Getriebe-Ingenieure in Weissach es sogar geschafft, dass sich das Ganze "wie ein richtiges Wandlergetriebe anfühlt. Ich konnte keinen Unterschied feststellen."








Das bekannteste E-Auto mit Fake-Schaltvorgängen ist aktuell der Hyundai Ioniq 5 N. Was auf den ersten Blick nach Spielerei klingt, kann durchaus als "Game Changer" bezeichnet werden – und genau das könnte auch bei Porsche passieren. Immerhin haben wir in Rennspiel-Simulationen ähnlich viel Spaß, wie auf der realen Straße. Nichts anderes simuliert diese Technologie im Auto – sie vermittelt ein Gefühl, das nicht da ist, aber hilfreich erscheint.
Noch sei es nur eine Überlegung, betont Niesen. Neue Hardware wäre dafür notwendig, etwa im kommenden Cayenne EV, der bislang noch keine Schaltwippen hat. Aber die ließen sich problemlos nachrüsten – und Porsche könnte Käufern selbst so die Wahl überlassen, ob sie ihr E-Auto mit oder ohne Fake-Schaltvorgängen fahren wollen. Selbst wenn Niesen zugibt: Wirklich Sinn ergibt das Ganze eigentlich nicht.
Klar, es wirkt seltsam, eine neue Technologie absichtlich zu "verlangsamen", nur damit sie sich natürlicher anfühlt. Aber Hyundai hat bereits gezeigt, dass das funktionieren kann. Und da selbst Ferrari an Fake-Schaltvorgängen und Sound für sein erstes E-Auto arbeitet, überrascht Porsches neue Richtung nicht wirklich.
Am Ende wollen Autofahrer – vor allem aber Enthusiasten, die Sportwagen kaufen – einfach etwas fühlen, wenn sie am Steuer sitzen. Das geliebte Performance-Schätzchen ist ja nun mal eher Faszination als Alltagsgegenstand. Und dafür braucht es in der Elektro-Ära offenbar ein paar clever inszenierte Spielereien.