Vergessene Studien: Nissan hätte fast ein Mittelmotor-Supercar gebaut

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Stellen Sie sich Folgendes vor: Wir befinden uns Mitte der 1980er-Jahre. Nissan begeistert Sportwagenfans mit dem Einsteigermodell Silvia (S12) und dem 300ZX (Z31). Gleichzeitig steckt man tief in der Entwicklung des Skyline GT-R (R32). Doch hinter verschlossenen Türen arbeiten Ingenieure an etwas völlig anderem – einem Auto, dessen Motor hinter den Sitzen montiert ist.

Auf der Frankfurter IAA 1985 enthüllt Nissan schließlich den MID Type I. Offiziell ist er ein Konzeptfahrzeug, in Wirklichkeit jedoch ein fast serienreifer Prototyp. Wie viele japanische Sportwagen jener Zeit ist er ein technisches Meisterwerk. Sein Allradantrieb leitet rund zwei Drittel der Motorleistung an die Hinterachse – ein System, das später im R32 mit dem bekannten ATTESA-Antrieb (Advanced Total Traction Engineering System for All-Terrain) weiterentwickelt wird.

Der MID Type I verfügt außerdem über Nissans Allradlenkung HICAS (High Capacity Actively Controlled Steering). Bei niedrigen Geschwindigkeiten schlagen die Hinterräder leicht entgegengesetzt zu den Vorderrädern ein, um den Wendekreis zu verkleinern. Bei höherem Tempo bewegen sich alle vier Räder in die gleiche Richtung, was die Stabilität in Kurven deutlich verbessert.

Das Fahrwerk besteht vorne aus einer Doppelquerlenkerachse und hinten aus einer Mehrlenker-Konstruktion – ganz so, wie es sich für einen echten Sportwagen gehört. Im Heck arbeitet ein quer eingebauter 3,0-Liter-V6. Der damals neue VG30DE leistet im Konzeptfahrzeug 227 PS und findet später auch im 300ZX (Z32) Verwendung. Das klingt heute bescheiden, doch mit nur etwa 1.230 Kilogramm ist der MID Type 1 außergewöhnlich leicht.

1985 Nissan MID 4 Typ I Konzept

1985 Nissan MID 4 Typ I-Konzept
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Optisch ist der MID Type I nicht die ganz große Sensation. Er zeigt Anklänge an Ferrari Testarossa, BMW M1 und Lotus Esprit, vielleicht schwingt auch etwas Porsche 944 mit. Doch die Nennung dieser Vorbilder klingt vielversprechender als es letztlich ist. Begeisternd ist das Design nicht, doch die Idee eines Mittelmotor-Nissan weckt Neugier – zunächst auf der Messe in Frankfurt, dann einen Monat später auf der Tokyo Motor Show. Für den Auftritt in Japan erhält das Fahrzeug natürlich ein Lenkrad auf der rechten Seite und ein rotes Lackkleid.

Obwohl der MID Type I technisch serienreif wirkt, wird daraus nie ein Serienmodell. Trotz positiver Resonanz wird es still um das Projekt. Niemand ahnt, dass Nissan bereits an einem Nachfolger arbeitet – einem Fahrzeug, das nicht nur das Design modernisiert, sondern auch die Technik weiterentwickelt.

1987 Nissan MID 4 Typ II Konzept

1987 Nissan MID 4 Typ II Konzept
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Der MID Type II feiert 1987 auf der Tokyo Motor Show Premiere – mit einem völlig neuen, deutlich raffinierteren Design. Im Grunde ist er ein NSX, bevor es den NSX gab. Die Linienführung wirkt modern, fast schon zukunftsweisend, und die Rückleuchten finden später ihren Weg in den Silvia/240SX S14. Die mächtige Motorhaube mit integriertem dritten Bremslicht mag die Sicht einschränken, sieht aber spektakulär aus.

Auch technisch hat sich einiges getan. Der V6 sitzt nun längs eingebaut im Heck – ergänzt durch zwei Turbolader, welche die Leistung auf 325 PS steigern. Das Aggregat, später bekannt als VG30DETT, findet dann auch im 300ZX Twin Turbo Verwendung. Trotz der zusätzlichen Technik bleibt das Gewicht mit 1.400 Kilogramm überschaubar. Mit 4,30 Metern Länge und 1,86 Metern Breite ist der Wagen etwas kürzer, aber deutlich breiter als der spätere Honda NSX.

Doch obwohl beide MID-Konzepte ihrer Zeit weit voraus sind, bleibt ihre Zukunft auf der Strecke. Nissan legt das Projekt nach zwei Prototypen endgültig auf Eis. Ganz umsonst ist die Arbeit jedoch nicht: Viele technische Lösungen und auch einzelne Designideen finden ihren Weg in spätere Modelle. Trotzdem bleibt die Frage, was wohl geschehen wäre, wenn der MID tatsächlich in Serie gegangen wäre.

Vielleicht wäre er zeitgleich mit dem NSX erschienen – und hätte den europäischen Sportwagenherstellern so doppelt so viele Gründe gegeben, sich vor der Konkurrenz aus Japan zu fürchten.

Source: Vergessene Studien: Nissan hätte fast ein Mittelmotor-Supercar gebaut

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