Cadillac Optiq (2026) im ersten Test: Strom trifft Stil

Cadillac wagt den Neustart in Europa – und diesmal richtig. Die US-Marke bringt mit dem neuen Optiq ein Elektro-SUV, das amerikanische Attitüde mit europäischem Anspruch verbinden will. Nach dem großen Lyriq und dem noch größeren Vistiq markiert der Optiq den Einstieg in Cadillacs vollelektrische Welt.

Gefahren sind wir ihn im Hinterland von Barcelona, auf kurvigen Landstraßen und zwischen Weinbergen. Und schon nach wenigen Kilometern ist klar: Der Optiq ist kein sanfter Cruiser, sondern ein erstaunlich sportlich abgestimmtes Elektroauto mit Ecken, Kanten und Charakter.

Design mit Haltung

Von außen ist der Optiq unverkennbar ein Cadillac. Die vertikalen Lichtsignaturen vorn und hinten sind längst Markenzeichen und verleihen dem SUV seine klare Identität. Die Linien sind scharf, die Seitenflächen keilförmig, das ganze Auto wirkt wie ein Statement auf Rädern.

Die gläserne C-Säule mit feinen Mustern sorgt für Eleganz, die großen 21-Zoll-Felgen (mit speziell für Europa entwickelten Conti-Reifen) für die richtige Portion Präsenz. Insgesamt wirkt der 4,82 Meter lange Optiq muskulös, aber nicht übertrieben – ein Designerstück mit Haltung.

Elektro-Power im Premiumformat

Unter dem Blech arbeiten zwei Elektromotoren, die zusammen 304 PS und 480 Newtonmeter liefern. Das reicht für 0 auf 100 in 6,3 Sekunden und 184 km/h Spitze. Der Antritt ist spontan, das Fahrgefühl souverän. Bis 130 km/h geht es kraftvoll voran, darüber wird es etwas zäher.

Die Batterie hat 75 kWh nutzbare Kapazität und ermöglicht laut WLTP bis zu 425 Kilometer Reichweite. Der Testverbrauch lag eher zwischen 20 und 25 kWh auf 100 Kilometer. Beim Laden zeigt sich der Optiq solide: 22 kW Wechselstrom, 110 kW Gleichstrom, 10 bis 80 Prozent in rund 36 Minuten. In 15 Minuten sind bis zu 144 Kilometer Reichweite nachgeladen.

Europäischer Feinschliff

Das Fahrwerk wurde speziell für Europa neu abgestimmt – und zwar gründlich. Wo die US-Version weich federt, zeigt sich der Optiq hier deutlich straffer. Vielleicht zu straff. Kurze Stöße dringen spürbar durch, auf welligem Asphalt wirkt der Komfort eingeschränkt. Dafür fährt sich der Cadillac erstaunlich agil.

Die frequenzabhängigen Dämpfer leisten solide Arbeit, können die Härte aber nicht völlig kaschieren. Auf glatten Straßen glänzt der Optiq mit Stabilität und Präzision. Die Lenkung ist gelungen: leichtgängig, aber mit gutem Feedback. Im Sportmodus wird sie fester, was zur Dynamik passt, aber nicht zwingend nötig ist.

Auf den engen Straßen rund um Barcelona zeigt sich der Cadillac von seiner besten Seite. Der Allradantrieb sorgt für perfekte Traktion, die Brembo-Bremsen packen kräftig zu, und das SUV wirkt kleiner, als es ist. Ein adaptives Fahrwerk wäre hier die logische Ergänzung – schade, dass es fehlt.

Innenraum zwischen Luxus und Nachhaltigkeit

Im Cockpit dominiert ein riesiges 33-Zoll-Display mit brillanter Auflösung. Es ist elegant integriert und wirkt wie aus einem Guss. Dazu kommen ein Head-up-Display und ein kleines Zusatzdisplay links neben dem Lenkrad. Die Menüstruktur ist logisch, wenn auch stellenweise zu verschachtelt.

Erfreulich: Cadillac setzt weiterhin auf physische Bedienelemente. Eine große Lautstärkewalze, Klimatasten und vor allem der Dreh-Drück-Steller in der Mittelkonsole erleichtern die Bedienung ungemein. In einer Welt voller Touchfelder ist das fast schon Luxus.

Akustisch ist der Optiq zumindest im Innenraum ein Erlebnis. Das AKG-Studio-Soundsystem mit 19 Lautsprechern und Dolby Atmos liefert einen Klang, der selbst in dieser Klasse beeindruckt. Räumlich, klar, druckvoll – Musikfans werden ihn lieben.

Auch beim Materialkonzept zeigt Cadillac Mut. Viele Flächen bestehen aus recycelten Stoffen. PaperWood in der Mittelkonsole kombiniert Holz mit recyceltem Zeitungspapier, die Türverkleidungen bestehen aus recyceltem Polyester. Das schafft Charakter und passt zum Zeitgeist.

Die hellen Farben und blauen Stoffeinsätze wirken modern, teils aber etwas verspielt. Vorn sitzt man auf großen Sesseln mit Heizung, Lüftung und Massage. Seitenhalt gibt es wenig, Komfort viel. Hinten ist Platz in Hülle und Fülle, auch für große Mitfahrer. Der Kofferraum fasst 443 Liter, unter dem Boden versteckt sich ein praktisches Fach für Kabel.

Ausstattung und Preis

Mit einem Einstiegspreis von rund 65.000 Euro zielt der Optiq direkt auf Modelle wie den BMW iX3, Genesis GV70 oder den Mercedes GLC. Serienmäßig gibt es fast alles: 21-Zoll-Felgen, Panorama-Glasdach, Ambientebeleuchtung, Massagesitze, Brembo-Bremsen, Google Built-In und das Dolby-Soundsystem.

Zwei Varianten stehen zur Wahl: „Premium Luxury“ und „Premium Sport“. Beide bieten identische Technik, unterscheiden sich aber in Optik und Ausstattung.

Fazit

Der Cadillac Optiq ist kein weiteres Elektro-SUV, das sich anpasst. Er hat Haltung, Charakter und eine spürbare Portion Selbstbewusstsein. Er fährt sportlich, sieht stark aus und bietet innen viel Raum und Technik.

Die Schwächen sind überschaubar: Das Fahrwerk ist zu hart, die Bedienung teils umständlich, das Materialmix nicht überall Premium. Doch unterm Strich überzeugt der Optiq als eigenständige Alternative zu den etablierten Platzhirschen.

Er ist der Beweis, dass amerikanischer Luxus auch europäisch funktionieren kann – wenn man ihn lässt. Und wer wissen will, wie sich der Optiq im Detail schlägt, welche Feinheiten sein Fahrverhalten ausmachen und wo er besser ist als die Konkurrenz, findet den ausführlichen Test, detaillierte Tabellen und jede Menge Fotos auf InsideEVs oder direkt HIER.

Source: Cadillac Optiq (2026) im ersten Test: Strom trifft Stil

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