29/09/2025 · vor 21 Stunden

Audi Q3 (20025) im ersten Test: Emotionslos erfolgreich?

Es gibt Autos, die machen wirklich so gar nichts mit einem. An keiner Stelle gibt es einen Stein des Anstoßes oder einen emotionalen Ausbruch. Da guckste minutenlang drauf, fährst Stunden mit herum, und weißt so gar nichts damit anzufangen.

Die Dinger machen einfach, was sie sollen. Und wahrscheinlich sind sie genau deshalb auch so erfolgreich. Sie sind der Kompromiss auf den sich Paare, die ganze Familie und sogar Hund und Katze einigen können. Nicht zu sportlich, nicht zu weich, nicht zu bieder und vor allem nicht zu edgy. Oder in anderen Worten: Sie sind ein Audi Q3.

Bildergalerie: Audi Q3 (2025) im ersten Test

Audi Q3 (2025) im ersten Test
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Verstehen Sie mich nicht falsch, sicher teilen einige seiner Konkurrenten dasselbe Merkmal in dem so breit aufgestellten SUV-C-Segment. Ein Kompromiss ist beliebt und sogar die Basis unserer demokratischen Grundordnung. Es ist absolut nichts verkehrt an einer solchen Ausrichtung. Gerade, wenn ein fahrbarer Untersatz als Gegenstand, um von A nach B zu kommen, gesucht wird. 

Wir kramen dann ja gerne in der Vergangenheit und finden ... genau dasselbe: denn auch ein Audi 80 (B4) war weit davon entfernt, ein Emotionskönig zu sein. Trotzdem verkaufte er sich damals wie die Alben von Michael Jackson.

Doch zurück zum Q3: Seit 2011 hat sich das Kompakt-SUV in zwei Generationen insgesamt über zwei Millionen Mal verkauft. Allein in Deutschland sind bis Ende 2024 so 316.419 Fahrzeuge auf die hiesigen Straßen geworfen worden – ob als SUV oder Sportback.

Schnelle Daten Audi Q3 e-hybrid Audi Q3 TFSI 110 kW Audi Q3 TDI 110 kW
Antrieb 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner
plus E-Motor (Frontantrieb)
2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner (Frontantrieb) 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel (Frontantrieb)
Getriebe 7-Gang-DSG 7-Gang-DSG 7-Gang-DSG
Systemleistung / Drehmoment 200 kW (272 PS) / 400 Nm 110 kW (150 PS) / 250 Nm 110 kW (150 PS) / 360 Nm
0 - 100 km/h 6,8 Sekunden 9,1 Sekunden 9,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 215 km/h 209 km/h (SUV)
207 km/h (Sportback)
208 km/h (SUV)
207 km/h (Sportback)
CO2-Emission (WLTP) 49 - 39 g/km 151 - 137 g/km 152 - 139 g/km
Verbrauch (WLTP) 2,2 - 1,7 l/100 km
15,0 - 13,9 kWh/km (15,1 - 14 kWh Sportback)
6,6 - 6,0 l/100 km 5,8 - 5,3 l/100 km
Basispreis 44.600 Euro (SUV)
46.450 Euro (Sportback)
46.900 Euro (SUV)
48.750 Euro (Sportback)
49.300 Euro (SUV)
51.150 Euro (Sportback)

Mit einem solchen Erfolg muss natürlich bedacht umgegangen werden, damit der Kompromiss weiterhin für alle, vor allem aber im Premium-Segment funktioniert. Oder, um in der Popkultur zu bleiben: Audi braucht einen weiteren massenkompatiblen Hit.

Der dritten Generation (FJ) stehen zum Vortrieb insgesamt fünf Motoren zur Verfügung: drei Benziner mit Mild-Hybrid-Technik, ein Diesel und ein Plug-in-Hybrid. Nur die beiden stärksten Benziner mit 150 kW (204 PS) und 195 kW (265 PS) kommen als Quattro mit Allradantrieb, alle anderen übertragen die Kraft mit den Vorderrädern auf die Straße. Einen Handschalter gibt es schon länger nicht mehr – die Gangwahl übernimmt ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG).


Karosserie | Innenraum | Fahrbericht | Preise und Konkurrenz | Fazit


Karosserie

Und jetzt schaut mich der Audi Q3 seit einigen Minuten an, wie mein Spiegelbild vor dem Flug nach Glasgow um viertel vor sechs. Der direkte Vorgänger (F3) wirkte mit seinen Spiegeleischeinwerfern noch ein wenig aufgeweckt. Generation drei kommt mit deutlichem Schlafzimmerblick daher. Schlanke Scheinwerfer sind angesagt – machste nichts verkehrt mit ... aber eben auch nichts anders.

Die illuminierten Ringe auf dem massiven Single-Frame-Grill verlieren ausgeschaltet an Wirkung. Da würde eine klassische Chromumrandung für einen stilvolleren Auftritt sorgen. Ansonsten ist das auf 4,53 Meter die logische Konsequenz aus lockerer Q3-Evolution und aktueller Audi-Designsprache.  

Audi Q3 (2025) im ersten Test

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Audi Q3 (2025) im ersten Test

Audi Q3 (2025) im ersten Test

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An den Seiten wird mit der Formgebung ein wenig mit Licht- und Schatten gespielt, am Heck gibt es ein standesgemäßes Lichtband und ein überdimensionales Wabenelement. Ob jetzt die steiler abfallende Variante als SUV oder in fließender Variation als Sportback schöner ist? Entscheiden Sie gerne selbst (Hier geht's noch einmal zur Vorstellung des Sportback).

Immerhin: Radläufe aus Hartplastik sind verschwunden, die so oft Robustheit signalisieren wollen. Darin finden Räder von 17 bis 20 Zoll Platz. Insgesamt kann sich auf diesen modernen Look sicher ein großer Teil einigen, wie die Aussage meines Vaters zum Sportback beweist: "Der sieht sehr schön aus und hat eine elegante Form." Damit klingt er aber ebenfalls eher diplomatisch als emotional.

Abmessungen Audi Q3 SUV (2025) Audi Q3 Sportback (2025)
Länge x Breite x Höhe 4.531 x 1.859 x 1.606 mm 4.531 x 1.859 x 1.564 mm
Radstand 2.680 mm 2.680 mm
Kofferraumvolumen 488 - 1.386 Liter 488 - 1.289 Liter
Leergewicht 1.651 kg (1.921 kg Plug-in) 1.642 kg (1.912 kg Plug-in)
Zuladung 519 kg (484 kg Plug-in) 528 kg (493 kg Plug-in)
Max. Anhängelast 2.000 kg 2.000 kg
Max. Stützlast 90 kg 90 kg

Innenraum

Viel musste Audi im Bezug auf die Innenraumqualität in der Vergangenheit einstecken. Der Q3 ist da ein Schritt in die richtige Richtung. Das meiste, was im Blickfeld ist, sieht gut aus und fasst sich haptisch nett an. Auf der oberen Kante des Armaturenbretts gibt es beispielsweise einen Stoffbezug, der grobes Hartplastik optisch schluckt. Auch die auffällige Alublende und die obere Hälfte der Türverkleidungen zeigen eine gute Qualität.

Details könnten aber nach wie vor mehr Aufmerksamkeit vertragen. Auffällig sind da die Touchbedienflächen am Lenkrad, die beim neuen VW T-Roc bereits rausgeflogen und durch qualitativ hochwertigere Knöpfe ersetzt wurden. Ein paar Mal habe ich hier beim Abbiegen die Lautstärke des Radios ungewollt verstellt.

Audi Q3 (2025) im ersten Test

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Die kleinen Einstellungselemente von den Luftdüsen wirken jedoch haptisch noch immer minderwertig und fragil. Die Klavierlackoberflächen an der Mittelkonsole sind anfangs schön anzusehen, aber kratzanfällig. Im unteren Bereich versteckt sich weiterhin recht liebloses Hartplastik. Für einen detaillierten Premiumanspruch ist da immer noch Luft nach oben, wie Audi selbst um die Jahrtausendwende eindrücklich bewiesen hat.

Was hingegen gut funktioniert ist der neue Lenkstockhebel, der von der Bedienung her eigentlich alles genauso macht, wie man es gewohnt ist, aber durch seine Anordnung viel Platz spart und damit selbst einen eigenen Designakzent setzt – geht doch! Geschaltet wird jetzt platzsparend auf der rechten Seite des Lenkrads, was für mehr Stauraum auf der Mittelkonsole sorgt. Und auch die leicht gebogene Anordnung der Screens sorgt für ein wenig mehr Fokus auf Daten und weniger Blendungseffekte.

Generell arbeitet Audis Virtual Cockpit souverän, verständlich und schnell. Nur das Navi hatte in Glasgow manches Mal Probleme, mich zielsicher zum gewünschten Ort zu bringen oder beharrte auf der aktuellen Route – obwohl diese nicht zu durchqueren war.

Audi Q3 (2025) im ersten Test

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Audi Q3 (2025) im ersten Test

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Der Sitzkomfort hingegen ist vorne wie hinten angenehm. Auch im Fond lassen sich zwei Teile der Rückbank unabhängig voneinander einstellen – sowohl Sitzfläche als auch die Neigung der Rückenlehne.

Davon abhängig ist natürlich das Kofferraumvolumen, das zwischen 488 und 1.386 Liter (488 - 1.289 Liter beim Sportback) mit einem Klappverhältnis von 40:20:40 zwar nicht zum Klassenprimus wird, aber für verschiedene Nutzungsformen absolut ausreicht. Zum bequemen Umlegen der Rückbank fehlen leider Hebel an den Seiten im Kofferraum, wie sie bei der Konkurrenz weit verbreitet sind. Aber der Audi Q3 will sich auch gar nicht als Packesel inszenieren – eher als angenehmer Reisebegleiter.

Fahrbericht

Im Umland von Glasgow konnte ich regnerische Ausflüge mit dem e-Hybrid, dem TFSI 110 kW und dem TDI 110 kW unternehmen – sowohl als Sportback als auch als SUV. Was fehlte, war ein Ritt mit einem der beiden Quattro-Versionen und 2,0-Liter-Benziner. Mit Blick auf alle drei gefahrenen Versionen macht der Einstiegsbenziner einen unaufgeregten, ruhigen und soliden Job.

Greifen Sie zum drehmomentstärkeren aber laufruhigen Diesel, wenn Sie etwas zum Ziehen haben oder zum e-Hybrid, wenn der Hauptbewegungsradius im nahegelegenen Umkreis liegt, Zuhause geladen werden kann und das Wägelchen ein bis zwei Mal im Jahr für die Urlaubsfahrt genutzt wird. Ansonsten merkt man letzterem seinen Gewichtszuwachs auf bis zu zwei Tonnen schon gewaltig an. Das wird sich ohne regelmäßiges Laden trotz einer Reichweite von bis zu 119 Kilometer und Schnellladeoption von bis zu 50 kW im Geldbeutel rächen.

Benziner und Diesel wirken dann auch in Verbindung mit der neuen optionalen Zweiventil-Dämpferregelung etwas bewegungsfreudiger. Das Abrollverhalten zeigt sich komfortabel. Der Audi Q3 ist ein nüchtern ausbalanciertes Auto ohne Ambitionen auf Front- oder Hecklastigkeit. Zu jeder Zeit suggeriert er ein sicheres Fahrgefühl, ob auf den leicht kurvigen Landstraßen, den schnurgeraden Autobahnabschnitten oder im städtischen Gebiet.

Audi Q3 (2025) im ersten Test

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Audi Q3 (2025) im ersten Test

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Der Diesel wirkt durch das früh anliegende Drehmoment und mehr Hubraum spürbar agiler. Aber bei strömenden Regen mit strikten Geschwindigkeitsbegrenzungen konnten wir den neuen Q3 nicht mal ansatzweise in verlegene Situationen bringen. Jedoch wünschte ich mir etwas größere Nuancen der Abstimmung bei den Fahrmodi.

Ob SUV oder Sportback ist dem Fahrwerk ebenso egal, wie den Motoren. Der Übersicht hingegen nicht. Die ist visuell beim SUV wesentlicher besser als beim Sportback mit seiner kleinen Heckscheibe. Die aerodynamische Form der Außenspiegel schränkt jedoch bei beiden die Sicht nach hinten ein. Um Verbräuche einzuschätzen, müsste zudem ein Alltagstest her. Die kleinen Testrunden in Glasgow waren dafür zu kurz und wenig repräsentativ.

Die Sache mit dem Licht

Als allererster Audi darf der Q3 die neuen digitalen Matrix LED-Scheinwerfer mit  Lichtführungsfunktionen tragen – optional versteht sich. Die an verschiedene Assistenten geknüpfte Lichttechnologie soll eine bessere Ausleuchtung der Straße bieten und projiziert zudem zwei Balken auf die Straße, die die Fahrzeugbreite anzeigen, überholenden Verkehr oder Randmarkierungen signalisieren.

Audi Q3 (2025) im ersten Test

Audi Q3 (2025) im ersten Test

Audi Q3 (2025) im ersten Test

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Die Funktion ist an den Fernlichtautomaten geknüpft. Heißt also: sie funktioniert nur außerorts auf unbeleuchteten Strecken und auch nur ab 60 km/h. Bei unserer Nachtfahrt kam erschwerend hinzu, dass sie sich bei Regen oder schlechtem Bodenbelag nicht deutlich genug vom Untergrund absetzen kann. Zudem hat sie topografische Schwächen – bei Kuppen verschwindet die Hilfsanzeige damit gerne mal im Baum neben der Straße, statt hilfreich zur Seite zu stehen. Manch entgegenkommendes Fahrzeug signalisierte gar eine Blendung.

Die generelle Idee ist eine gute, wie auch eine Animation vor Ort zeigte. Wenn sie aber mit unterschiedlichen Wetterlagen und Fahrbahnverhältnissen nicht klarkommt, braucht sie schlichtweg noch Zeit. Sparen Sie sich den Aufpreis von 1.240 Euro – zumal es das Tech-Plus-Paket (erst in höheren Ausstattungen inkludiert) erfordert, das noch einmal 3.900 Euro kostet.

Preise und Konkurrenz

Der neue Audi Q3 startet hierzulande bei 44.600 Euro (Sportback 46.450 Euro) mit dem TFSI und 150 PS. Der Diesel mit der gleichen Leistung kostet 46.900 Euro (Sportback 48.750 Euro), der Plug-in-Hybrid ist ab 49.300 Euro (Sportback 51.150 Euro) zu haben.

Die Konkurrenz hingegen ist schier unendlich: Mit 4,53 Metern ist der Audi Q3 fast ebenso lang wie der VW Tiguan. Der Wolfsburger startet derzeit bei 36.600 Euro. Dem BMW X2 (48.100 Euro) rückt der Ingolstädter inzwischen eher auf die Pelle als dem X1 (44.600 Euro). Bleiben im Premium-Segment noch der etwas kleinere Volvo XC40 (42.890 Euro), der Lexus UX (43.700 Euro) und der Mercedes GLA (42.590 Euro). 

Wer sich mehr um Raum und Funktionalität schert, kann jedoch direkt in einen Dacia Bigster (23.990 Euro) oder einen Renault Arkana (33.200 Euro) einsteigen und Geld sparen. Jedoch gibt es dermaßen viele Vertreter mit minimalen Längenunterschieden, dass selbst der neue T-Roc (30.845 Euro) noch als Konkurrent gesehen werden kann oder der größere Ford Kuga (regulär ab 39.950 – aktuell im Aktionspreis ab 36.283 Euro).

Fazit: 7/10

Der Audi Q3 ist ein typischer Popsong, der fünf Mal am Tag im Radio läuft. Er macht nicht viel verkehrt, gefällt der großen Masse, bietet aber sowohl im Design als auch in seiner Fahrdynamik wenig Handfestes, das nachhaltig nachwirkt. Ein absolut solides, ausbalanciertes Auto mit guter technologischer Ausstattung.

Allerdings hebt er sich damit auch wenig von der Konkurrenz ab – Andere sind billiger, größer, sportlicher, eleganter oder qualitativ hochwertiger. Das größte Alleinstellungsmerkmal zeigt er mit seinem überzeugenden Diesel, zumal es die immer weniger gibt. Und genau deshalb wird er ein Verkaufsschlager bleiben. Ecken und Kanten können mit der Zeit ermüden, aber ein Pop-Hit bleibt eben ... populär.

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