30/09/2025 · vor 2 Tagen

20 Jahre nach Produktionsstart: Der Bugatti Veyron ist cooler denn je

Diesen Monat ist es zwanzig Jahre her, dass der Bugatti Veyron in Produktion ging. Das ist schwer zu glauben, wie so viele Zeitspannen schwer zu glauben sind. Man blickt auf Ereignisse zurück und denkt sich immer häufiger "Mein Gott, wir werden alt". 20 Jahre Veyron klingen genau danach, einfach auch weil der Veyron zwei Jahrzehnte später immer noch unfassbar ist. 

Eintausendundeins Pferdestärken, 407 km/h Höchstgeschwindigkeit, ein 8,0-Liter-Quadturbo-W16 - und das alles in einem Paket, das nicht wesentlich alltagsuntauglicher ist als ein Golf. Selbst in einer Zeit, in der Leistungen von 1.000 PS nicht mehr nur den verrücktesten Hypercars vorbehalten sind, sticht der Veyron heraus. Nur eine Handvoll Autos haben ihn jemals in Bezug auf seine Leistung übertroffen. Keines davon hat eine solche Wirkung gehabt. Und heute ist der Veyron cooler als je zuvor.

In der Vorkriegszeit war Bugatti einer der herausragenden Automobilhersteller, fertigte sowohl äußerst erfolgreiche Rennwagen als auch luxuriöse Gran Turismo-Modelle. 1987 erwachte das Unternehmen unter der Leitung von Romano Artioli wieder zum Leben. Er gründete in Italien eine neue Firma, die 1991 den EB110 herstellte. Der EB110 war ein atemberaubendes Auto, aber leider kein Erfolg. Artioli verkaufte Bugatti an den Volkswagen-Konzern.

Bugatti Veyron 20. Jahrestag

Es war die Ära von Ferdinand Piech. Der Enkel von Ferdinand Porsche war wohl der ehrgeizigste Automobilingenieur aller Zeiten. Bei Porsche schuf er den 917, bei Mercedes den Fünfzylinder-Diesel, bei Audi den Fünfzylinder-Benziner und den Quattro-Allradantrieb. 1993 wurde er Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns und trieb jede Menge verrückt erscheinender Projekte voran.

Unter anderem den 3-Liter-Lupo oder den Audi A2, der - wie wir nun wissen - seiner Zeit meilenweit voraus war. Er kaufte Bentley, Lamborghini, Skoda und Seat. Und er transformierte sie alle und machte sie erfolgreich. Aber mit Bugatti hatte er etwas anderes im Sinn. Er wollte das ultimative Auto bauen.

Bugatti hat in diesem Jahr anlässlich des 20. Geburtstages des Veyron eine Reihe von Geschichten veröffentlicht. Eine davon beschreibt die Ursprünge des Supersportwagens. 1997 fuhr Piech mit VW-Motorenchef Karl-Heinz Neumann in einem Shinkansen-Zug durch Japan, wo er die Idee eines Autos mit 18 in einem W" angeordneten Zylindern vorstellte - 1.000 PS stark, 400 km/h schnell. VW kaufte Bugatti 1998 und stellte kurz darauf mehrere Konzepte vor, die zeigten, wohin sich die Marke entwickeln könnte.

Bugatti Veyron 20 Jahre
Bugatti Veyron 20 Jahre
Bugatti Veyron 20 Jahre
Fotos von: Bugatti

Die ersten beiden Konzepte waren W18-Frontmotor-Autos von Italdesign, das Coupé EB118 und der viertürige EB218. 1999 stellte Bugatti ein weiteres Italdesign-Fahrzeug vor, den EB18/3 Chiron, den eigentlichen Vorläufer des späteren Veyron. Dann wurde der EB18/4 Veyron vorgestellt, eine im eigenen Haus entwickelte Studie.

Auf dem Genfer Automobilsalon 2000 verkündete Piech den Medien seine Absicht, einen Bugatti mit 1.001 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 400 km/h zu bauen. Selbst nach seinen eigenen Maßstäben grenzte dies an Wahnsinn. Sicher, es gab Le-Mans-Rennwagen, die so schnell waren, und nur ein paar Jahre zuvor hatte ein McLaren F1 386 km/h erreicht (auf der VW-eigenen Teststrecke in Ehra-Lessien), aber Piech wollte ein Auto, mit dem man auch ganz bequem in die Oper fahren konnte. 

"Ich kenne Herrn Piech sehr gut und der Veyron ist ein typisches Piech-Auto, weil er sich voll und ganz den technischen Herausforderungen verschrieben hat, und ich denke, er brauchte die einzigartige Herausforderung, das beste Auto der Welt zu bauen", so Dr. Franz-Josef Paefgen, ehemaliger Präsident von Bugatti, in dem Buch Bugatti Veyron, Eine Suche nach Perfektion. "In seinem Kopf kann ich genau sehen, woher es kommt."

Als Piech das Projekt ankündigte, war das Gefühl unter den VW-Ingenieuren laut Paefgen, dass er den Verstand verloren haben muss. Es war "verrückt", selbst für die damaligen Verhältnisse im VW-Konzern.

Aber Piech war bekannt dafür, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Der langjährige Automobilmanager Bob Lutz erinnerte sich an ein Abendessen mit Piech in den 1990er Jahren. Lutz, damals bei Chrysler, fragte Piech, wie er es geschafft habe, beim damals neuen Golf 4 die berühmten Spaltmaße zu erzielen. Piech erzählte ihm, dass er alle Karosserie-Ingenieure in sein Büro zitierte und ihnen sagte, dass sie in sechs Wochen gefeuert würden, wenn sie es nicht schafften. Sie haben es geschafft.

Bugatti Veyron 20. Jahrestag
Bugatti Veyron 20. Jahrestag
Bugatti Veyron 20. Jahrestag
Bugatti Veyron 20. Jahrestag
Fotos von: Bugatti

Nichtsdestotrotz war die Entwicklung des Veyron schmerzhaft. Das Team stand vor unzähligen Herausforderungen. Aus einem W18-sauger wurde ein W16 mit vier Turboladern. In Bugatti Veyron, A Quest for Perfection, erinnert sich der Chefingenieur des Veyron, Dr. Wolfgang Schrieber, an einige der Probleme bei frühen Hochgeschwindigkeitstests. 

Oberhalb von 360 km/h dehnten sich die Dichtungen für die Antriebswellen so stark aus, dass sie mit anderen Teilen des Autos in Berührung kamen und zerrissen. Auch die hinteren Achsmanschetten bewegten sich so schnell, dass sie ihr gesamtes Öl herausschleuderten und somit versagten.  

Ich denke es ist unnötig, weiter ins Detail zu gehen, denn viele Geschichten über den Veyron sind gut erzählt. Letztlich wird man die vielen großen Steine gehört haben, die allen Beteiligten vom Herzen fielen, als das Auto vor 20 Jahren in Produktion ging und Piechs enorme Erwartungen erfüllte.

Aber der Veyron war (und ist es vielleicht immer noch) nicht überall beliebt. Mit seinen Turboladern, dem Doppelkupplungsgetriebe, dem Allradantrieb und fast zwei Tonnen Leergewicht entspricht er nicht wirklich dem klassischen Supercar. 

"Als das Auto vorgestellt wurde, reagierten wir alle ein wenig pikiert", erinnert sich Ex-Top Gear-Host Chris Harris in einem kürzlich veröffentlichten Video, "'Oh, es wird ihm an Persönlichkeit fehlen. Dabei hat er eine ganz eigene Persönlichkeit."

Bugatti Veyron 20. Jahrestag

Er könnte kaum weiter entfernt sein von einem McLaren F1, aber genau das macht ihn so faszinierend. Der Konstrukteur des F1, Gordon Murray, testete und analysierte das Auto 2006 für das US-Magazin Road & Track, und seine Erkenntnisse sind faszinierend:

Wäre ich den Bugatti Veyron nicht gefahren, hätte ich große Schwierigkeiten, zu entscheiden, wofür er steht und wo er hingehört. Fairerweise muss man sagen, dass das Veyron-Team sich nicht vorgenommen hat, den McLaren F1, den Enzo oder den Porsche Carrera GT als ultimative Fahrmaschine herauszufordern.

Das tut er mit seinen zwei Tonnen und dem Turboloch sicher nicht. Er kommt aber auch in puncto High-Performance-Touring nicht an einen Ferrari 612 Scaglietti oder Mercedes SLR McLaren ran, weil man so schlecht raussieht und wegen des Mangels an Kofferraum. Aber er triumphiert als eine gewaltige technische Leistung - ein Statement für die VW AG. Und wegen der Leistungsdaten wird er garantiert in die Automobilgeschichte eingehen.

Murray sagte auch, dass er sich "immer ein wenig verantwortlich dafür gefühlt hat, dass wir mit dem McLaren F1 diese verrückte Jagd nach Höchstgeschwindigkeiten begonnen haben (obwohl die Höchstgeschwindigkeit nie eines unserer Ziele war!) und der Bugatti Veyron sollte diesem Unsinn ein Ende setzen und die Designer wieder dazu bringen, gute, spaßige und effiziente Sportwagen zu entwerfen." 

In Wirklichkeit hat der Veyron die Flammen nur weiter angefacht.

Bugatti Veyron 20 Jahre

Einige Supersportwagen werden sofort geliebt, etwa der Lamborghini Countach oder der McLaren F1; andere werden erst Jahre später geschätzt, wie der Jaguar XJ220 oder der Lexus LFA. Ich denke, der Veyron fällt in die letzte Kategorie. 

Es hat eine Weile gedauert, bis die Enthusiasten den Veyron wirklich verdaut haben. Außerdem werden die Jüngeren unter uns, die ohne vorgefasste Meinungen in der Autowelt angekommen sind, jetzt erwachsen und empfinden Nostalgie für den Bugatti von Piech.

Wie der LFA ist auch der Veyron eine großartige Geschichte. Piechs Legendenstatus ist seit seinem Tod im Jahr 2019 nur noch gewachsen und Enthusiasten empfinden Zuneigung für seine großartigen Autos. Die bereits erwähnten und solche wie den Volkswagen Phaeton, den Bentley Continental GT oder den Lamborghini Murcielago. Zur Wahrheit gehören auch Misserfolge, der Phaeton ist wahrscheinlich der berühmteste Flop. Aber auch der Veyron war für VW ein äußerst unrentables Unterfangen. Man verkaufte 450 Exemplare und verlor Berichten zufolge mit jedem einzelnen über 5 Millionen Euro. 

Sicherlich hat er dazu beigetragen, die Marke Bugatti neu zu etablieren, aber letztendlich war der Wagen ein Projekt fürs Ego. Und genau das macht ihn so cool. Es gibt ein Sprichwort in der Autobranche: "Wir sind nicht im Geschäft, um Autos zu machen, sondern Geld." Wie unromantisch. Viel cooler ist es, wenn ein Auto um seiner selbst willen existiert und die Aktionäre zum Schwitzen bringt.  

Bugatti Veyron 20 Jahre

Als Enthusiasten wissen wir, dass Autos mehr sind als nur mechanische Gegenstände. Sie sind ein Spiegelbild der Menschen - derer, die sie bauen, derer, die sie fahren, derer, die sie vergöttern. Der Veyron ist das Ergebnis der Arbeit brillanter Ingenieure und eines Getriebenen namens Ferdinand Piech.

Bildergalerie: Bugatti Veyron 20. Jubiläum

Bugatti Veyron 20 Jahre
Bugatti Veyron 20 Jahre Bugatti Veyron 20 Jahre Bugatti Veyron 20 Jahre Bugatti Veyron 20 Jahre Bugatti Veyron 20 Jahre Bugatti Veyron 20 Jahre Bugatti Veyron 20 Jahre

Ähnliche Beiträge

Categories

Tags

© TopCarNews Network. All Rights Reserved. Designed by TopCarNews