BMW schlägt neue Design-Richtung ein: "Deutlich dezentere" Autos in Sicht

Wann war das BMW-Design am besten? Dazu gibt es sicher viele Meinungen, aber der Konsens liegt meist zwischen den 1980er und 2000er Jahren. Ich persönlich würde behaupten, dass Albrecht von Goertz' 507 Roadster mit Hardtop aus den späten 1950er Jahren das schönste Auto ist, das je den Propeller trug.
Wir beamen uns in die 2020er Jahre und in München sind schrille Designs zur Norm geworden. Die Wiederbelebung der Neuen Klasse signalisiert jedoch eine Rückkehr zur Bestform für die Autos aus München. Mit weniger gewagten (manche würden sagen: unangenehmen) Nieren.
Oliver Heilmer wurde letztes Jahr mit der Gestaltung der Kompakt- und Mittelklasse-Modelle von BMW sowie der M-Fahrzeuge beauftragt. In einem neuen Interview mit dem australischen Magazin GoAuto deutete der ehemalige Mini-Designchef eine Zeitenwende an. Der neue Ansatz beinhaltet, sich von Designs zu lösen, die sofort die Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollen:
"Alles wird ruhiger. Es muss nicht mehr so auffällig sein, was den Ausdruck angeht. Es kann viel subtiler sein. Das ist vielleicht die Ära, in der wir uns aus Sicht von BMW befinden. Wir sprechen über monolithische, saubere Oberflächen - ruhig, aber dennoch hoch emotional."
Heilmer sprach auch über den Nierengrill, der je nach Modell weiterhin in Form und Größe variieren wird. Wie beim neuen iX3 werden die SUVs eine vertikale Interpretation aufweisen, als Anspielung auf die Geschichte, beginnend mit der 303-Mittelklasselimousine von 1933, dem ersten Sechszylindermodell von BMW. Limousinen und Kombis wie die nächste 3er-Reihe und der elektrische i3 werden breite Nieren haben, die in gewisser Weise an den zeitlosen 507 Roadster erinnern.

2027 BMW iX3 und i3
Das bedeutet allerdings nicht, dass der bayerische Autobauer seine polarisierenden Frontpartien der letzten Zeit bereut. BMW steht zu seiner Entscheidung, den aktuellen Generationen von M3 und M4 überdimensionale vertikale Nieren zu verpassen: "Die Kunden haben die Differenzierung sehr geschätzt. Es war der richtige Ansatz", so Heilmer.
An anderer Stelle schloss der Chefdesigner ein Comeback der runden Scheinwerfer aus, die unter BMW-Kennern als "Angel Eyes" bekannt sind. Chrom, einst ein Symbol für Luxus, ist ebenfalls auf dem Rückzug und wird durch aufwändige LED-Tagfahrleuchten ersetzt.
Die kontroversen geteilten Scheinwerfer werden bleiben: Das Facelift der 7er-Reihe im nächsten Jahr und der neue X7 im Jahr 2027 werden beide ihr Fernlicht getrennt von den Tagfahrlichtern beibehalten. Diese Frontpartien werden wohl auch in Zukunft zu den am meisten umstrittenen Designs in der BMW-Produktpalette gehören. In dieser Hinsicht sollten wir auch den XM nicht vergessen, aber ein Nachfolger für das massive M-Flaggschiff ist eher unwahrscheinlich.
Bis Ende 2027 plant BMW mehr als 40 Facelifts oder komplett neue Autos. Alle werden Elemente des Designs der Neuen Klasse tragen. Hoffentlich sind Sie also ein Fan des neuen iX3. Berichten zufolge will man 2029 sogar in gänzlich neues Territorium vorstoßen, unter anderem mit einem für BMW-Verhältnisse ungewohnt robusten Modell, das allerdings nicht so geländegängig sein soll wie die Mercedes G-Klasse.

2027 BMW iX3
Aber nicht nur beim Außendesign geht BMW neue Wege, auch innen gibt es große Veränderungen. Hier präsentiert sich der iX3 mit einem völlig neu gestalteten Cockpit. BMW überarbeitet erneut das Infotainment, beschert uns ein großes 17,9-Zoll-Display in der Mitte. Neu ist auch das Panoramic Vision genannte Projektionssystem über die gesamte Breite des Armaturenbretts mit neun Kacheln am unteren Rand der Windschutzscheibe. Die ersten drei Kacheln sind fest installiert und ersetzen das Kombiinstrument, während die restlichen sechs Kacheln individuell gestaltet werden können.
Einem Trend folgend, der in den letzten Kompaktmodellen begann, wird der iDrive-Drehknopf abgeschafft. Die BMWs von morgen werden sich noch stärker auf den Touchscreen und die Sprachsteuerung verlassen, während die herkömmlichen Bedienelemente auf ein Minimum reduziert werden.
Diese schlanke Innenraumphilosophie spiegelt das reduzierte Äußere wider. Es wird sich zeigen, wie die Kundschaft diesen Schritt goutiert. Bei anderen Herstellern haben Kundenreaktionen bereits dazu geführt, dass man zu physischen Knöpfen zurückkehren möchte.