Toyota glaubt weiter an Wasserstoff: "Er wird den Diesel ablösen

Obwohl nahezu alle Automobilhersteller stark in batterieelektrische Fahrzeuge investieren, experimentieren viele weiterhin mit Wasserstoff als alternativer Kraftstoffquelle. Toyota hat 30 Jahre Erfahrung mit Wasserstoff und das Unternehmen glaubt immer noch, dass die Technologie das nächste große Ding sein könnte.
In einem Interview mit Australiens Car Expert deutete Sean Hanley, Vizepräsident für Vertrieb, Marketing und Franchising bei Toyota Australien, an, dass Wasserstoffantriebe in den nächsten Jahrzehnten den Diesel ersetzen könnten. Hanley sagte:
Diesel wird in den nächsten zehn Jahren nicht verschwinden, aber darüber hinaus denke ich, dass Wasserstoff den Diesel ablösen wird. Schließlich denke ich, dass Diesel in - nicht in absehbarer Zukunft - aber längerfristig kann ich mir nicht vorstellen, dass der Diesel unbedingt ein Kraftstoff der Zukunft sein wird, denn die Realität ist, dass ein Benzinfahrzeug alles tun kann, was er tun kann - und noch mehr.
Auch wenn Hanley zugibt, dass "die Leute im Moment Wasserstoff verteufeln", glaubt der Vizepräsident dennoch, dass die Technologie den Dieselantrieb irgendwann ersetzen könnte. Laut Hanley müsste die Infrastruktur für die Wasserstoffbetankung in Australien "deutlich besser sein als heute", aber mit den richtigen Investitionen könnte sie die Akzeptanz fördern.

Wasserstoffbetriebener Toyota Hilux
Wasserstoff-Hype, Zögern, & Geschichte
Wasserstoff ist keine neue Kraftstoffquelle. Toyota begann in den 1990er Jahren mit der Entwicklung von Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeugen, und die Geschichte des Wasserstoffs reicht über 200 Jahre zurück bis zum de Rivaz-Motor von 1807. Dabei handelte es sich um einen Verbrennungsmotor, der nicht mit Benzin, sondern mit einer Mischung aus Wasserstoff und Sauerstoff betrieben wurde.
Während des gesamten 19. Jahrhunderts experimentierten Wissenschaftler mit Wasserstoff und primitiven Brennstoffzellentechnologien. Als jedoch benzinbetriebene Motoren zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer beliebter wurden, trat die Wasserstoffforschung in den Hintergrund.
Das tat der Innovation jedoch keinen Abbruch. Im Jahr 1966 stellte General Motors den Electrovan vor - das erste Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeug der Welt. Das Projekt begann zwei Jahre zuvor und umfasste mehr als 200 Ingenieure. Es fiel zeitlich mit der Übernahme der Brennstoffzellentechnologie durch die NASA für das Apollo-Raumfahrtprogramm zusammen.
Erst 2014 stellte Toyota mit dem Mirai sein erstes serienmäßiges Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeug vor. Honda hatte 2008 den FCX Clarity auf den Markt gebracht und war damit dem Toyota-Auto zuvorgekommen, aber weder Hondas noch Toyotas FCVs verkauften sich in nennenswerten Stückzahlen.

Wie bei Elektrofahrzeugen ist auch für Wasserstoff eine Infrastruktur erforderlich, in die nicht nur in Australien, sondern eigentlich weltweit nicht ausreichend investiert wird. Ein Zustand, der sich in absehbarer Zeit auch nicht verbessern dürfte. In Deutschland gab es Stand Februar 2025 105 Wasserstofftankstellen. Wie viele davon auch wirklich in Betrieb sind, ist eine andere Frage.
Die begrenzte Infrastruktur und das geringe Interesse haben allerdings nicht alle Autohersteller davon abgehalten, in die Erforschung dieser Technologie zu investieren.
BMW hat Anfang des Monats sein Brennstoffzellensystem der nächsten Generation vorgestellt und plant, es 2028 in Serie zu bringen. Welches Modell es antreiben wird, ist noch unklar. BMW hat bereits im X5 mit dieser Technologie experimentiert.
Stellantis vertritt die gegenteilige Position, bezeichnet Wasserstoff sogar als "Nischensegment" und hat seine Investitionen eingestellt. So oder so, die Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie wird in absehbarer Zeit nicht verschwinden.