Sanktionen ohne Wirkung: Russen kaufen weiterhin westliche Autos

Die russische Invasion in der Ukraine begann vor dreieinhalb Jahren, und seither hat sich vieles verändert. Sicherheit ist wieder zu einer Priorität für die Europäische Union geworden, während die geopolitische Landschaft neue Bedrohungen und Chancen für die westlichen Länder und den Rest der Welt eröffnet hat. Die Automobilindustrie ist von diesen Veränderungen nicht unberührt geblieben.
Als die westlichen Nationen den von Wladimir Putin angezettelten Krieg verurteilten, verließen alle Automobilhersteller aus Europa, den Vereinigten Staaten, Japan und Korea Russland. Unternehmen wie Toyota, Hyundai, Kia, Volkswagen und Renault hatten sogar Produktionsstätten in dem Land. Doch trotz der Größe des russischen Marktes, der im Jahr 2021 an elfter Stelle in der Welt stand, haben alle das Land verlassen.
China ist der große Gewinner
Der Rückzug westlicher Hersteller hat vorhersehbar zu einer Verringerung des Wettbewerbs geführt, nicht nur für den wichtigsten einheimischen Hersteller, AvtoVAZ/Lada, sondern auch für diejenigen, die das Land nie verlassen haben. Plötzlich sahen sich die chinesischen Marken mit einem riesigen Markt für ihre Fahrzeuge konfrontiert, zumal die älteren Lada-Modelle keine direkten Konkurrenten sind.
Das Ergebnis? Ihr Marktanteil stieg von 7 % im Jahr 2021 (Vorkriegsjahr) auf 56 % in der ersten Hälfte des Jahres 2025.
Im Jahr 2024 war Russland der größte Auslandsmarkt für chinesische Automarken. So sind unter anderem die neuen Moskvich-Modelle de facto Chinesen mit anderem Logo.

Anteile auf dem russischen Markt nach Herkunftsländern
Haben westliche Marken die Szene wirklich verlassen?
Daten der Direktion für Verkehrssicherheit Russlands (GIBDD) zeigen, dass russische Hersteller in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 mit einem Anteil von 34 % an zweiter Stelle hinter den chinesischen Herstellern lagen. Auf chinesische und russische Marken entfielen zusammen 90 % der Neuwagenverkäufe im Land. Doch wer verkauft die restlichen 10 %?
Die Realität ist, dass die russischen Verbraucher trotz der Sanktionen weiterhin europäische, amerikanische, japanische und koreanische Autos kaufen. Marktführer in diesem Segment ist Solaris, ein russisches Unternehmen, das ohne Lizenz Fahrzeuge der Marken Hyundai und Kia zusammenbaut. Der russische Konzern AGR Automotive kaufte das ehemalige Hyundai-Werk in St. Petersburg und produziert dort nun den Hyundai Creta, den Kia Rio und den Hyundai Accent, die in Solaris HC, KR bzw. HS umbenannt wurden.
Gleich nach den 10.500 von Solaris verkauften Einheiten folgen Toyota (fast 7.800 Einheiten), BMW (5.300), Mercedes (4.000), Hyundai (3.200) und Kia (3.000), neben vielen anderen. Wie ist dies möglich? Dank der Parallelimporte, die oft von Privatpersonen abgewickelt werden, die direkt aus China, Korea oder Europa über zentralasiatische Länder wie Kasachstan, die als Transitknotenpunkte fungieren, kaufen.
In der ersten Hälfte des Jahres 2025 wurden trotz der Sanktionen 39.000 Autos westlicher Marken in Russland verkauft. Ein weiterer Beweis dafür, wie wenig wirksam sie waren.
Meistverkaufte Automarken in Russland
Daten für die erste Hälfte des Jahres 2025
Marke | Herkunft | Verkaufte Einheiten im ersten Halbjahr 2025 |
Lada | Russland | 162.791 |
Haval | China | 63.929 |
Chery | China | 55.250 |
Geely | China | 35.578 |
Changan | China | 30.017 |
Belgee | China | 17.833 |
GAZ | Russland | 17.802 |
Jetour | China | 15.705 |
Omoda | China | 13.341 |
Solaris | Korea | 10.480 |
Jaecoo | China | 9.809 |
UAZ | Russland | 9.783 |
Exeed | China | 9.716 |
Tank | China | 8.220 |
Toyota | Japan | 7.780 |
Moskvich | China | 7.359 |
GAC | China | 7.352 |
BMW | Deutschland | 5.278 |
Lixiang | China | 5.130 |
JAC | China | 4.576 |
Sollers | Russland | 4.381 |
Mercedes | Deutschland | 4.022 |
Xcite | China | 3.527 |
BAIC | China | 3.359 |
Der Autor des Artikels, Felipe Munoz, ist Automotive Industry Specialist bei JATODynamics.